GRÖFLER SEPP in den Pinzgauer Nachrichten vom 16. Jänner 2025

Ein Pinzgauer leitet seit 25 Jahren die Telefonseelsorge Vorarlberg 

„Als Konditor begonnen, höre ich bald als Telefonseelsorger auf. Viele Dinge hätte ich nie ausprobiert, hätte es nicht immer wieder jemanden gegeben, der an mich geglaubt hat“, erzählt Sepp Gröfler.

Uttendorf, Vorarlberg. Es ist Jänner 2000, die Jahrtausendwende gerade erst geschehen, als Sepp Gröfler, ein Pinzgauer, die Leitung der Telefonseelsorge Vorarlberg übernimmt. 25 Jahre ist das nun her, Grund genug, um den 63-Jährigen, der der Liebe zu einer Bregenzerwälderin wegen vor vielen Jahren seinen Lebensmittelpunkt gen Westen verlagerte, zum Gespräch zu bitten.

Geboren im Jahr 1961, ist Sepp Gröfler in Uttendorf aufgewachsen. Seine Eltern betrieben zur damaligen Zeit den Metzgerwirt im Ortszentrum. Das Gasthaus wurde schließlich um ein Kaffeehaus erweitert, bis der Fokus laut Sepp Gröfler irgendwann stärker auf dem Café und weniger auf dem Gasthaus lag. Den Betrieb gibt es aber heute noch, Sepps Bruder führt ihn. Sepp hingegen machte ursprünglich eine Ausbildung zum Konditor, arbeitete später auch als Kellner, Nachtwächter und als Erzieher. Und auch Ausbildungen zum Sozial- und Sexualpädagogen, Humorberater und Resilienztrainer u. v. m. gehören zu seinen Referenzen. Irgendwann erkannte er dann auch noch sein schauspielerisches Talent und so war der Wahlvorarlberger bereits als Statist in den ORF-Produktionen „LandKrimi“ und „Die Toten vom Bodensee“ zu sehen. Dabei sind es nicht nur Fernsehproduktionen, die ihn begeistern, sondern auch Theaterbühnen.

Angesprochen auf seine größten Highlights als Amateurschauspieler, nennt Sepp Gröfler Auftritte in den Stücken „Jägerstätter“, „Einer flog über das Kuckucksnest“ oder auch „Adams Äpfel“. Seine ersten schauspielerischen Erfahrungen sammelte er im Pinzgau – als Jugendlicher beim Bauerntheater. Demnächst wird er erstmals in die Rolle des Patienten schlüpfen. „Ich hätte viele der Dinge, die ich im Laufe meines Lebens ausprobiert habe, sicher nicht getan, wenn es nicht immer wieder jemanden gegeben hätte, der an mich geglaubt und mich animiert hat“, resümiert der 63-Jährige seine vielseitigen beruflichen wie privaten Interessen.

Zuhören, beraten, weitervermitteln:
Vor 25 Jahren übernahm Gröfler die Leitung der Telefonseelsorge Vorarlberg. Aktuell wird er von 98 Ehrenamtlichen unterstützt. „Von der Hausfrau bis zur Geschäftsführerin, vom Lkw-Fahrer bis zum Psychotherapeuten ist alles dabei. Im Schnitt sind die Ehrenamtlichen rund zehn Jahre als Telefonseelsorger/-innen tätig. Neben der telefonischen Beratung und Unterstützung (Anm.: Die Telefonseelsorge ist österreichweit unter 142 erreichbar), bieten wir auch Mail- und Chatberatung an. Rund 200 Stunden werden jährlich kostenlos von jedem und jeder geleistet“, erklärt der gebürtige Uttendorfer. Seit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 seien die Anrufe bei der Telefonseelsorge Vorarlberg von rund 12.000 auf 18.000 pro Jahr angewachsen. „Da aktuell eine Krise die nächste ablöst, sind die Zahlen seither auch nicht mehr gesunken“, so Gröfler. Und weiter: „Das gemeinsame Tragen der Aufgaben schweißt aber stark zusammen. Die Ehrenamtlichen haben zudem Anspruch auf Supervision.“ Und auch eine fundierte Ausbildung spiele eine wesentliche Rolle. „Aber natürlich gibt es immer wieder Geschichten, die man mit nach Hause nimmt, Geschichten, bei denen es nicht gelingt, sich abzugrenzen – auch nach 25 Jahren und auch als Leiter der Telefonseelsorge nicht“, bekräftigt der Wahlvorarlberger.

Im nächsten Jahr wird sich der dreifache Vater in den Ruhestand verabschieden. Doch auch für diesen neuen Lebensabschnitt hat er schon jetzt sehr konkrete Pläne. Er wird weiterhin Workshops anbieten, als Kabarettist auftreten und dann gibt es da ja auch noch vier Enkelkinder, mit denen er voller Begeisterung schon jetzt Burgen aus Polstern und Decken im Wohnzimmer baut. Sein Bezug zum Pinzgau schwand über die Jahre zwar immer mehr, vor allem nach dem Tod der Eltern, „aber es freut mich immer sehr, den Pinzgauer Dialekt zu hören“, gibt Sepp Gröfler am Ende des Gesprächs schmunzelnd zu.
lena

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