Hier ist eine Studie von Paul Heuäcker, wo die beiden Pferde es dennoch schaffen, obwohl (oder gerade weil) der Gegner auch zwei Rössel hat.
2. Kh8! Nun muss einer der beiden schwarzen S ziehen, wonach der Se5 zum Matchwinner wird.
Thomas Feichtner for President |
Ein Blick aus dem Fenster offenbarte am frühen Morgen - es wird ein trüber Tag werden, in der Schachmetropole Deizisau. Der Himmel bereitete sich wohl in vorauseilendem Gehorsam auf einen tränenreichen Tag vor. Ein Blick in den Spielsaal zeigte dann Erfreuliches - die meisten Kinder und Jugendlichen hatten mittlerweile mehr Punkte als die beiden wackeren Uttendorfer, die Gnade des Schweizer Systems, bei dem immer die punktegleichen gegeneinander gelost werden, sollte also vor weiterem Ungemach schützen.
Naja - nicht ganz, denn mit Stark Sven (ELO 1825) hatte sich doch ein Jugendspieler in unsere Punktegegend verirrt und wurde prompt zum Gegner von Manfred Theussl (Weiß) auserkoren - irgendwie ziehen wir diese Nachwuchstalente an wie die Motten das Licht. Manfred spielte beherzt auf - mit schnellem Dg4 in der französischen Verteidigung. Wieder einmal entstand dann aber rasch der Eindruck, dass Manfreds Gegner die Theorie einen Tick weiter kannte und so kam es bald zu einer Stellung, die Manfreds Rechenkünste entsprechend herausforderte. Exakt zu dem Zeitpunkt, als Manfred darüber nachdachte, eine Figur zu opfern, bot Stark remis an. Manfred überlegte 30 Minuten, rechnete wie ein Computer (die älteren Leser kennen doch sicher noch diese MS-DOS Rechner mit 64 KB Hauptspeicher und einer Taktfrequenz zum selber Mitzählen - um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, diese Art Computer ist hier gemeint), konnte aber letztlich kein klares und vor allem für ihn vorteilhaftes Ende im Variantendschungel erkennen. Daher willigte er schließlich in die Punkteteilung ein. Die anschließende Analyse auf einem Computer der neueren Generation zeigte, dass Manfred's potentielles Figurenopfer von aktuellen Schachprogrammen unter der Kategorie "Einsteller" gelistet wird.
Am Nachbarbrett traf Lamberger Werner (mit Weiß) auf den einzigen Spieler, der in diesem Turnier bisher den vollen Punkt an Manfred Theussl abgegeben hat, Obermeier Michael (ELO 1931). Das weckte in Werner verhaltenen Optimismus. Mit großer Präzision memorierte er die Anfangszüge des Colle-Systems (Zuckertort!!) und kam in Rekordbedenkzeit zum achten Zug. An dieser Stelle, die geneigten Leser wissen das vermutlich, spielt man im Colle-Zuckertort gerne a3 - um lästige Springerausfälle nach b4 zu unterbinden. Im neunten Zug spielen die Schwarzen mit vergleichbarer Wahrscheinlichkeit nicht e5 - denn das hat der Weiße in den vorangegangenen Zügen energisch verhindert. Umso überraschender war es für Werner, als genau dieser an sich gar nicht mögliche Zug von Obermeier gespielt wurde. Mit ungläubigem Kopfschütteln strich Werner's Blick abwechselnd über Partieformular und Schachbrett. Da hatte sich doch tatsächlich ... also das darf doch nicht wahr sein .... da ist doch wirklich von Schwarz ein Abtausch auf d4 eingeschoben worden - wenn man diesen Umstand mal mit angemessener Ernsthaftigkeit in die Zählung der Züge mit einberechnete, dann .... ja dann war die Partie um einen Zug voraus .. oder zurück, je nach dem aus welcher Perspektive man das Phänomen betrachten wollte. Die alles entscheidende Essenz aus dieser Erkenntnis war, dass der Zug Lb2 auf dem Spielbrett noch fehlte - und daher war Werner's Druck auf e5 nicht ausreichend, um den unangenehmen Bauernzug zu verhindern. Werner sah seine Felle bereits erneut im Neckar davon schwimmen. Wie in Trance wurden die nächsten Züge gespielt, von allen Seiten drang im Geiste Manfred's samtweiche, zuckersüße Stimme an sein Ohr (O-Ton Stimme: "gegen ihn hab ich gewonnen"), als Werner von gegenüber plötzlich eine leises "Ich biete Remis!" vernahm. Selbst die phantasiebegabtesten Leser können sich das Frohlocken nicht vorstellen, das über Werner's Gesicht huschte, als er die ganze Tragweite dieser Worte endlich begriff. Da hatte einer doch tatsächlich ein Einsehen und verzichtete auf eine weitere entwürdigende Prügelei - Werner hieß einen halben Punkt auf seinem Punktekonto herzlich willkommen.
Der Italiener, der in den letzten Tagen zum Stammlokal der Uttendorfer Mannschaft erkoren worden ist, hatte aufgrund des Schachturniers den normalerweise am Montag stattfindenden Ruhetag in weiser Voraussicht auf einen anderen Wochentag verlegt. So konnten sich Manfred und Werner ein letztes Mal mit italienischen, in höchster Qualität zubereiteten, Speisen verwöhnen lassen. Für weitere Aktivitäten blieb in der Mittagspause keine Zeit - denn bereits um 14:30 Uhr sollte, dem Wunsch der Organisatoren folgend, die neunte und letzte Runde des Turniers beginnen.
Die Auslosung brachte .... erneut zwei aufstrebende Jugendspieler als Kontrahenten für die Uttendorfer.
Manfred Theussl (mit Schwarz) gegenüber nahm der Schweizer Andre Meylan (ELO 1946) Platz. Noch beim Mittagessen hatten die Uttendorfer erörtert, dass ein schnelles Remis in der Schlussrunde nicht die schlechteste aller denkbaren Möglichkeiten wäre - stand doch auch noch eine gut dreistündige Autofahrt bevor. Obwohl er erwartete, dass der junge Eidgenosse voller Ehrgeiz auch die neunte Partie des Turniers bis zum erkämpften Ende bestreiten wollen würde, bot Manfred nach wenigen Zügen Remis an - worauf der Gegner überraschender Weise sofort einwilligte.
Dem Vorbild seines Vereinskollegen folgend, bot Werner Lamberger (mit Schwarz) gegen Mijatovic Andrea (ELO 1864) ebenfalls zeitig remis an (genau gesagt bot Werner das Remis mit dem Zug an, der in der Eröffnung den Übergang vom theoretischen Wissen zum praktischen Erproben und Hoffen markierte). Es gibt Situationen, in denen es doch tatsächlich ein Vorteil ist, wenn die eigene ELO Zahl die gegnerische deutlich übersteigt. Werner's Remisangebot an Mijatovic war wohl deren eine - die junge Kroatin nahm ohne großes Nachdenken an.
Die Endtabelle weist die beiden Uttendorfer auf den Rängen 291 (Werner Lamberger) und 298 (Manfred Theussl) und damit knappe 300 Plätze hinter dem Sieger, Großmeister Pablo Lafuente, aus - daran kann man schon erkennen, was mit ein bisschen Glück bei diesem Turnier alles möglich gewesen wäre. Für beide Spieler ist das eine Platzierung weit hinter der Erwartung aus der Setzliste. Und so müssen wir, um ein abschließendes positives Resümee des Turniers ziehen zu können ein wenig ausholen: Das 14. Neckar-Open in Deizisau war ein vorbildlich organisiertes Schachevent, das Umfeld, die Spielbedingungen (wir können hier großteils leider nur die Erfahrungen aus der Hall of Shame rekapitulieren) - alles war wunderbar. Die Pizzeria direkt beim Spiellokal ist jedenfalls eine Empfehlung. Ob die Schachbücher, die während des Turniers den Eigentumswechsel zu Manfred oder Werner erfahren hatten, ihr Geld wert sind, wird sich vielleicht beim 15. Neckar Open zeigen. Kurz und knapp: Deizisau war eine Reise wert! Herzlich bedanken möchte sich an dieser Stelle noch Werner für das Geschenk, dass er von Manfred auf der Heimfahrt überreicht bekam - die "Chinese School of Chess" wird einen Ehrenplatz in Werner's Schachbibliothek einnehmen.
(Autor: Werner Lamberger)
Es war der chinesische Jungspieler Yuan Yizheng (ELO 1810), der Werner Lamberger (mit Schwarz) den Tag endgültig vermieste. Sizilianisch mit 3. Lb5 ist eine Plage an sich, aber dass man die Eröffnung als Schwarzer derartig vermurksen kann, war wohl beiden Spielern vor Beginn der Partie nicht bewusst. Nach einer misslungenen Eröffnung und einem frustrierenden (aber wenigstens kurzem) Mittelspiel fand sich Werner in einem Springerendspiel wieder. Den Unterschied in diesem Endspiel machten ein aktiver weißer König, eine bessere weiße Bauernstellung und ein eingestellter schwarze Bauer. An dieser Stelle sei folgende sehr persönliche Erfahrung Werner's vermerkt: Wenn man so verliert, ist ein punktender Manfredo keine wirklich große Hilfe :-)
Eben dieser Manfred Theussl (mit Schwarz) begann die Partie gegen Stierle Martin (ELO 1972 - und, man höre und staune, kein Jugendspieler) mit der bereits aus dem letzten Turnier erprobten Verbrüderungsstrategie. Ein locker geführter Smalltalk vor der Partie schafft dabei die notwendige Basis, um dann in der Partie nach wenigen Zügen mit einem charmanten Lächeln ein Remis unter Freunden anzubieten. Die Strategie ging so gut auf, dass Stierle im elften Zug Remis anbot und so konnte sich Manfred über den zweiten halben Punkt an diesem Ostersonntag freuen.
Was gibt es sonst aus der Metropole Deizisau zu berichten? Der Buchhändler ließ es sich nicht nehmen, Werner die Abteilung Schach für Anfänger näher zu bringen, Manfred wollte unbedingt chinesisch Essen gehen (Werner lehnte dies kategorisch ab) und die Gerüchte über den Bau einer zusätzlichen Holzhütte durch Mitglieder des Schachklubs Deizisau kamen erneut auf - anscheinend fühlen sich die Spieler im B und C Open durch die unkonventionelle Spielweise mancher Teilnehmer aus dem A Turnier zutiefst irritiert. Was die morgige Heimreise betrifft, ist leider nicht sicher, dass es in Werner's Auto genug Platz für zwei gibt - es kann also gut möglich sein, dass dieser so überaus gut gelaunte Herr Theussl die Heimreise im Zug antreten muss.
(Autor: Werner Lamberger)
PS (Autor Manfred Theussl): Werners Partien gleichen momentan einer Einbahnstraße, auf der einem eine niedliche, kleine chinesische Dampfwalze entgegenkommt. Und - das ist auch gut so - habe heute schon einige Male einen alten Song von Hansi Orsolic für meinen Wernero gesummt :-). Ihr kennt doch die Schnulze "I hob verlurn, wie nur ana verliern kon", komischerweise steht Werner heute mehr auf Pastorales....
Gerne berichte ich an dieser Stelle von den Heldentaten der Uttendorfer Recken, von großen Siegen, die an den Ufern des Neckar besungen werden. Aber lesen sie selbst .....
Werner Lamberger (mit Weiß) begrüßte am Brett 90 (ja ... in der Hall of Shame) Germer Philipp (ELO 2190) und beschloss bereits im zehnten Zug, im Sinne aktiver Jugendförderung, dem Jungspieler das Thema "vergifteter Bauer" in Klammer "mit Damenfang" eindrucksvoll und einprägsam näher zu bringen. Germer dachte lange nach, konnte in der Kombination aber keine Lücke finden. So wurde in Zug elf die Dame für den Turm gegeben - die Partie währte danach nur mehr wenige unspannende Züge. Germer wird an hand dieser Lehrpartie wohl nie mehr einen vergifteten Bauern schlagen. Werner gratulierte seinem Gegner artig zu dessen überzeugenden Sieg und versprach ebenfalls, derart verseuchte Landwirte in Zukunft unangetastet zu belassen.
Erneut ging eine junge Dame, Mijatovic Andrea (ELO 1864), gegen Manfred Theussl (mit Weiß) auf Punktejagd. Nach der gestrigen Schreckenspartie war Manfred mit einer Mischung aus Energie und Respekt in die Partie gestartet. Die Stellung entwickelte sich für Manfred wunschgemäß (was - der eifrige Leser weiß das bereits seit gestern - durch aus gefährliche Aspekte beinhalten kann), und schließlich war die schwarze Festung reif für den Sturm - in Form eines leicht übereilten Qualitätsopfers. Als der Rauch der Schlacht sich etwas gelegt und die Sicht auf das Spielfeld wieder klarer und deutlicher wurde, erkannte Manfred, dass sich von seinen Mannen (und - im Sinne der Gleichberechtigung - Manninen) nur die weiße Dame an die vorderste Front gewagt hatte. Ohne die Unterstützung der restlichen Truppen war Manfred das Ganze dann doch etwas zu gefährlich, so wählte er den Weg ins Dauerschach und landete damit einen wichtigen halben Punkt gegen das deutsche Frauennachwuchsschach.
In der Pizzeria herrschte feierliche Osterstimmung, was die trüben Gedanken über die verlorenen Punkte schnell verfliegen ließ. Ein paar Späßchen mit neu gewonnenen Bekannten aus der deutschen Schachszene taten ihr Übriges, und so waren beide Uttendorfer rechtzeitig vor Runde 7 wieder in absoluter physischer und psychischer Topform.
(Autor: Werner Lamberger)
Neues Spiel, neues Glück - wegen einer verlorenen Partie am Vormittag wirft man nicht gleich die Flinte ins Korn. Erneut saßen die beiden Uttendorfer in der Hall of Shame (naja - man kann nicht alles haben) und harrten der Gegner und -innen die da kommen würden. Nun ist es zwar einerseits schön anzusehen, wie sich die aufblühende deutsche Schachjugend in Deizisau alljährlich ein Stelldichein gibt - aber müssen sich all diese Talente ausgerechnet mit uns Uttendorfern vergnügen?
Manfred Theussl durfte (mit Schwarz) gegen Schäfer Daniela (ELO 1917) antreten. Die Schülerin spielte beherzt und ohne Furcht vor irgendetwas. Es entspann sich eine Variante der französischen Verteidigung und in der Analyse meinte Manfred zur Stellung nach dem 15. Zug: "genau so wollte ich es haben". Nun ja ... man sollte seine Wünsche bis zum Ende und mit allen Konsequenzen durchdenken ... Manfred ging zum entscheidenden Angriff über und spielte Lg4 (wer fürchtet sich schon vor h3?). Nach h3 wich der Läufer zurück auf h5 (wer spielt in so eine Stellung schon g4?). Nach g4 wich der Läufer zurück auf f7. Der weiße g-Bauer indes war nun erst so recht in Stimmung gekommen, er schritt weiter voran und vertrieb den Springer von f6, um sich danach selbstlos auf g6 zu opfern. Die junge Spielerin führte die Steine kompromisslos aggressiv, dass diese Vorgehensweise tatsächlich zum Erfolg führte, ist aber zu einem guten Teil auch einer Fehleinschätzung Manfreds zuzuschreiben. Anstatt die geschwächte weiße Königsstellung gezielt anzugreifen ließ sich Manfred zu einem zweischneidigen Figurenopfer hinreißen. Auf den entscheidenden Zug, der alles retten und die Partie zu Manfreds Gunsten hätte entscheiden sollen, wurde von Schäfer erfolgreich gekontert und nach Auswertung aller für und wider der Stellung musste man zusammenfassend konstatieren: die weiße Stellung war, nicht nur aufgrund der Mehrqualität, gewonnen. An dieser Stelle soll einem Gerücht klar und deutlich widersprochen werden: Nein, es stimmt nicht, dass die Schachfreunde Deizisau damit begonnen haben, neben der Hall of Shame noch einen kleinen Holzschuppen zu errichten!
Nur zwei Bretter weiter traf Werner Lamberger (mit Schwarz) auf einen ebenfalls sehr jungen, ambitionierten Kvetny Mark (ELO 1916). "Er spielt tatsächlich ohne Lg2 gegen meinen Holländer!" dachte sich Werner nach fünf Zügen. Dieser freiwillige Verzicht auf die vermeintlich stärkste weiße Aufstellung sollte nicht lange ungestraft bleiben (dachte sich Werner). Wenn er den Bauern nimmer decken kann, dann nehm ich ihn halt weg (dachte sich Kvetny). Einwenig zu ungestüm - da kann ich den Bauern bei besserer Stellung (Stichwort grottenschlechter Läufer) zurückgewinnen und in ein vorteilhaftes Endspiel abwickeln (dachte sich Werner). Nachdem beide Kontrahenten ihre jeweiligen Gedanken 1:1 aufs Brett gezaubert hatten, fand sich Werner also tatsächlich in einem Endspiel, in dem sein starker, guter Läufer letztlich den Ausschlag zum Sieg gab. Die Abschlusskombination war durchaus sehenswert - doch in Eröffnung und Mittelspiel wäre es für Kvetny wohl mehrfach möglich gewesen, die Partie zu seinen Gunsten zu entscheiden.
Im Anschluss an die Runde war die Stimmung beim Italiener ambivalent und die Frage, ob Schach nun eine wunderbare Freizeitbeschäftigung oder banale Zeitverschwendung ist, konnte nicht einvernehmlich beantwortet werden. Unbestritten war allerdings, dass die Partie Schäfer - Theussl wohl noch Thema des einen oder anderen launischen Analyseabends in heimatlichen Gefilden sein wird (ob das wünschenswert ist oder nicht, darüber gab es leider wieder keine Einigung). Ach ja ... Manfred ist auf der Suche nach Korn ... für seine Flinte :-)
(Autor: Werner Lamberger)
PS von Manfred Theussl (O-Ton): "Es ist wirklich furchtbar, wenn nur er gewinnt!"
Mit großen Erwartungen starteten die beiden Uttendorfer in den dritten Turniertag in Deizisau. Nur wenige Plätze trennten sie vom begehrten Brett im Hauptsaal. Ein Sieg in der vierten Runde und die Sonne würde scheinen wie noch nie am Neckar.
Theussl Manfred spielte (mit Weiß) gegen Grandadam Nicolas (ELO 2232). Nach 1. e4 - c5, 2. Sf3 - a6 :-) wurden in Manfred schon scherzhafte Erinnerungen wach. So spielt in Vereinsturnieren ab und an unser allseits geschätzer Günter Hahn - vorzugsweise dann, wenn er jemanden zertrümmern will (und wir wissen - er will meistens). Konnte es sein, dass dieser junge Knabe mit den schwarzen Steinen ähnliches mit Manfred vor hatte? War diesem aufstrebenden Jungtalent überhaupt bewusst, dass er einem ausgewachsenen Deutschprofessor gegenüber saß? Da kann man doch nicht einfach drauf los prügeln? Kann man nicht - richtig, und so wählte Grandadam einen ruhigen, unauffälligen Weg zum Sieg. Ein paar Tauschtransaktionen hier, ein paar Drohungen die zu kleineren und größeren Stellungsschwächen führen dort. Ein gut gemeintes Remisangebot von Manfred wurde charmant aber bestimmt abgelehnt. Dann wurden erste handfeste Vorteile (sprich ein Bauer) realisiert. Und während Manfred immer noch ein Remis im Bereich des Möglichen sah, opferte Grandadam eine Qualität, um danach mit einem Bauern unaufhaltsam Richtung Dame zu ziehen. Wie gut, dass es am Nachmittag eine weitere Chance auf Ruhm und Ehre gibt.
Lamberger Werner (mit Weiß) erkannte im Rahmen umfangreicher Vorbereitungsaktivitäten, dass der Viertrundengegner, Maurer Jochen (ELO 2215) ein potentieller Kandidat für Königsindisch mit Lg5 sein würde. Da dieses System in vielen Trainingsstunden mit IM Georg Danner bis in die entlegensten Details trickreicher Varianten und Abspiele auf dem Programm stand, war Werner guter Dinge. Der Plan in wenigen Worte: Werner zögert die Rochade hinaus, um mit einigen Tempi Vorsprung am Damenflügel aktiv zu werden. Zudem hindert der Läufer auf g5 den schwarzen Königsangriff entscheidend. Die Partie hätte eigentlich gar nicht mehr gespielt werden müssen - es konnte nur ein Ergebnis geben. Bei Zug 15 machte Werner eine kurze Zwischenbilanz und musste sich eingestehen - Maurer war hochgradig unkooperativ wodurch von Werner's Plan nur ein Teil umgesetzt worden war: der weiße König war nach wie vor unrochiert. Von einem Angriff am Damenflügel war hingegen nichts zu erkennen, und der verzögerte Königsangriff von Schwarz war kurz vor dem Durchbruch. In dieser Stellung entschied sich Maurer interessanter Weise für einen Generalabtausch und den Übergang ins Endspiel (Weiß: Turm, Springer und sieben Bauern, Schwarz: Turm, Läufer und sieben Bauern). Ein Remisangebot Werner's brachte aufgrund unterschiedlicher Stellungseinschätzungen der beiden Spieler nicht das gewünschte friedliche Partieende. Und auch die extreme Zeitnot von Maurer (bei Zug 40 waren noch 8 Sekunden auf der Uhr) brachten keine Vorteile für Werner. Im Gegenteil, die Stellung wurde mit jedem Zug komplizierter - solange, bis letztlich der erste weiße Bauer das Handtuch warf (der kleine Feigling auf e4). Werner's Gegenspiel war leider nicht mehr als ein Strohfeuer, Bauer um Bauer ging verloren und obwohl in einem wilden abschließenden Hick-Hack auch die schwarzen Reihen deutlich aufgelockert wurden, schaffte es doch einer der schwarzen Landwirte bis zum begehrten Umwandlungsfeld (ironischer Weise war es der e-Bauer, der das Fehlen eines Opponenten schamlos ausnutzte).
Mit null aus zwei war die Ausbeute in Runde 4 also durchaus überschaubar - Mittagessen in der Pizzeria gab es trotzdem :-) - nur die Sonne wollte sich an diesem Tag sicherheitshalber nicht zeigen. Statt dessen begann es um die Mittagszeit leicht zu nieseln.
(Autor: Werner Lamberger)