Neues Spiel, neues Glück - wegen einer verlorenen Partie am Vormittag wirft man nicht gleich die Flinte ins Korn. Erneut saßen die beiden Uttendorfer in der Hall of Shame (naja - man kann nicht alles haben) und harrten der Gegner und -innen die da kommen würden. Nun ist es zwar einerseits schön anzusehen, wie sich die aufblühende deutsche Schachjugend in Deizisau alljährlich ein Stelldichein gibt - aber müssen sich all diese Talente ausgerechnet mit uns Uttendorfern vergnügen?
Manfred Theussl durfte (mit Schwarz) gegen Schäfer Daniela (ELO 1917) antreten. Die Schülerin spielte beherzt und ohne Furcht vor irgendetwas. Es entspann sich eine Variante der französischen Verteidigung und in der Analyse meinte Manfred zur Stellung nach dem 15. Zug: "genau so wollte ich es haben". Nun ja ... man sollte seine Wünsche bis zum Ende und mit allen Konsequenzen durchdenken ... Manfred ging zum entscheidenden Angriff über und spielte Lg4 (wer fürchtet sich schon vor h3?). Nach h3 wich der Läufer zurück auf h5 (wer spielt in so eine Stellung schon g4?). Nach g4 wich der Läufer zurück auf f7. Der weiße g-Bauer indes war nun erst so recht in Stimmung gekommen, er schritt weiter voran und vertrieb den Springer von f6, um sich danach selbstlos auf g6 zu opfern. Die junge Spielerin führte die Steine kompromisslos aggressiv, dass diese Vorgehensweise tatsächlich zum Erfolg führte, ist aber zu einem guten Teil auch einer Fehleinschätzung Manfreds zuzuschreiben. Anstatt die geschwächte weiße Königsstellung gezielt anzugreifen ließ sich Manfred zu einem zweischneidigen Figurenopfer hinreißen. Auf den entscheidenden Zug, der alles retten und die Partie zu Manfreds Gunsten hätte entscheiden sollen, wurde von Schäfer erfolgreich gekontert und nach Auswertung aller für und wider der Stellung musste man zusammenfassend konstatieren: die weiße Stellung war, nicht nur aufgrund der Mehrqualität, gewonnen. An dieser Stelle soll einem Gerücht klar und deutlich widersprochen werden: Nein, es stimmt nicht, dass die Schachfreunde Deizisau damit begonnen haben, neben der Hall of Shame noch einen kleinen Holzschuppen zu errichten!
Nur zwei Bretter weiter traf Werner Lamberger (mit Schwarz) auf einen ebenfalls sehr jungen, ambitionierten Kvetny Mark (ELO 1916). "Er spielt tatsächlich ohne Lg2 gegen meinen Holländer!" dachte sich Werner nach fünf Zügen. Dieser freiwillige Verzicht auf die vermeintlich stärkste weiße Aufstellung sollte nicht lange ungestraft bleiben (dachte sich Werner). Wenn er den Bauern nimmer decken kann, dann nehm ich ihn halt weg (dachte sich Kvetny). Einwenig zu ungestüm - da kann ich den Bauern bei besserer Stellung (Stichwort grottenschlechter Läufer) zurückgewinnen und in ein vorteilhaftes Endspiel abwickeln (dachte sich Werner). Nachdem beide Kontrahenten ihre jeweiligen Gedanken 1:1 aufs Brett gezaubert hatten, fand sich Werner also tatsächlich in einem Endspiel, in dem sein starker, guter Läufer letztlich den Ausschlag zum Sieg gab. Die Abschlusskombination war durchaus sehenswert - doch in Eröffnung und Mittelspiel wäre es für Kvetny wohl mehrfach möglich gewesen, die Partie zu seinen Gunsten zu entscheiden.
Im Anschluss an die Runde war die Stimmung beim Italiener ambivalent und die Frage, ob Schach nun eine wunderbare Freizeitbeschäftigung oder banale Zeitverschwendung ist, konnte nicht einvernehmlich beantwortet werden. Unbestritten war allerdings, dass die Partie Schäfer - Theussl wohl noch Thema des einen oder anderen launischen Analyseabends in heimatlichen Gefilden sein wird (ob das wünschenswert ist oder nicht, darüber gab es leider wieder keine Einigung). Ach ja ... Manfred ist auf der Suche nach Korn ... für seine Flinte :-)
(Autor: Werner Lamberger)
PS von Manfred Theussl (O-Ton): "Es ist wirklich furchtbar, wenn nur er gewinnt!"
4 Kommentare:
Einfach nur Schön :-)
LG
capo
Ich möchte hinzufügen, dass ich es in Zukunft ablehne, eine Schachpartie zu beginnen, wenn auf der gegnerischen Seite ein Federpenal mit kleinen Pferdchen drauf liegt :-))
Ein die Halle der Schande in allen Dimensionen durchwandernder,
Manfredito wurzinoso
Manfred, ich weiß, wovon du sprichst, wenn du sagst, es ist furchtbar, wenn nur Werner gewinnt. Noch furchtbarer wird es, wenn man gegen eine junge Dame verloren hat.
Und darum tust du mir echt leid!!!
Kopf hoch!
erwin sagt sei nicht trauig auch andere haben schon gegen frauen verloren
Kommentar veröffentlichen