Letzter Akt auf der großen Schachbühne in Bad Wörishofen. Auch wenn die Uttendorfer mit der Entscheidung um den Turniersieg unmittelbar nichts mehr zu tun hatten, die Partien wurden mit großer Motivation begonnen.
Lamberger Werner (mit Weiß) wählte gegen Grafe Wilhelm (ELO 2193) den gleichen Aufbau wie in Runde 7. Grafe seinerseits wählte nicht den gleichen Aufbau wie Werner's Gegner aus Runde 7, was zu einigen Komplikationen im Spiel des Uttendorfer's führte. Genau gesagt wählte Grafe exakt jene Zugfolge, die die Analysen aus Runde 7 als die beste für Schwarz ergeben hatte. Trotz hartnäckig optimistischer Angriffslust Werner's waren im schwarzen Lager keine Schwächen zu finden. Ob es fair ist, einem optisch einwandfrei vorbereiteten Königsangriff dadurch die Luft aus den Segeln zu nehmen, dass man sich einfach weigert, den König ins Angriffszentrum zu rochieren, soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden (Stichwort: Mut kann man nicht kaufen) - effektiv ist die Strategie in jedem Fall. Zwar versuchte Werner eine kurzfristige Verlegung des Angriffszieles, doch Grafe war an diesem Tag eindeutig der Stärkere am Brett. Mit chirurgischer Präzision entfernte er die guten Leichtfiguren des Weißen durch Abtausch, danach - offenbar des Tauschens müde - entfernte er einige Bauern durch Wegnehmen. Um von einer Baustelle Werner's sprechen zu können, war nicht mehr genug Material vorhanden, Grafe fiel auch nicht auf die letzte Finte hinein und Werner gab auf - so grausam kann Schach sein.
In Anlehnung an die vortägige Partie nahm Grundner Alois (mit Schwarz) seinem Gegner, einem der wenigen Jugendlichen bei diesem Turnier, Bolkart Tim (ELO 1778) im Damengambit den c4 Bauern weg. Durch einen weißen Fehlzug konnte Lois den Bauern erfolgreich verteidigen und damit war die Partie im Großen und Ganzen schon entschieden. Bolkart übersah wenige Züge später einen weiteren Bauernverlust und gab entmutigt auf. Damit konnte Lois die erhofften 4,5 Punkte (50%) erreichen.
Die letzte Chance auf einen erspielten vollen Punktegewinn wollte Müllauer Erwin (mit Weiß) gegen Damen Jürgen (ELO 1718) nutzen. Die Kurzfassung der Partie: Es hat nicht sollen sein. Die epische Version: In einer ausgeglichenen Stellung dachte sich ein gegnerischer Springer: "Was so einem Bäuerchen gelingt, das kann ich schon lange! " (der Stammleser memoriere den Bericht der achten Runde, der Gelegenheitsgast werfe einen Blick auf eben diesen) - und sprang in vollendeter Eleganz auf genau das Feld in Erwin's Stellung, das eine Gabel ermöglichte - das war's dann auch - Vorhang zu, Applaus.
Zum Dreierschnapsen nur so viel: alle, die nicht dabei waren, werden die Wahrheit über diese Woche nie erfahren :)
(Autor: Werner Lamberger)