Samstag, 13. März 2010

Schachfestival Bad Wörishofen - Runde 7

Nach dem deutlich erkennbaren Aufwärtstrend in der letzten Runde spekulierten die Uttendorfer Turnierteilnehmer in Runde 7 mit einer kleinen Sensation - einmal ein "3:0" - das wär's halt. Um es den Detailschilderungen der einzelnen Partien vorweg zu nehmen - so ganz geklappt hat's leider nicht.
Grundner Alois musste sich (mit Schwarz) erneut mit einem 2100er messen. Kuempers Ulrich (ELO 2123) ist ein erfahrener Gast bei vielen Turnieren - ein Blick in die Chessbase Datenbank zeigt über 120 Partien. Es wurde der erwartet schwere Gang, wobei sich Lois letztlich selbst um den durchaus machbaren Erfolg bracht (ein Remis wäre wohl im Bereich des Möglichen gewesen) - mit einem Fehlertyp, der im Schachsport bisher weitgehend unbeachtet ist. Zwar gibt es tonnenweise Schachbücher, die dem lernwilligen Schachspieler helfen, das "Übersehen" von Fehlern zu verhindern. Doch Lois hatte in seiner gedanklichen Analyse sehr wohl erkannt, dass der Bauer erst auf b5 wandern darf, wenn zuvor ein Springer dieses Feld bewacht. Leider hat Lois dieses Zwischenergebnis bereits vor der Ausführung des Zuges wieder "vergessen" - ein Phänomen, dem die mittlerweile nahezu unüberschaubare Schachliteratur bisher keine Aufmerksamkeit spendet. So musste Lois denn auch nach der Partie der Einschätzung Kuempers klar und deutlich widersprechen: "Ja ja ... b5 - das haben Sie übersehen, gell!" ... "Nein nein ... ich hab's vergessen!". Mit dem Minusbauern war der Kampf zwar weiterhin möglich, aber doch aussichtslos - letztlich musste Lois das akzeptieren und den Punktzuwachs für diesen Tag vergessen.
Rund herum zufrieden war Lamberger Werner (mit Weiß) mit seiner Partie gegen Fenske Wolfgang (ELO 1947). Mit der festen Absicht ins Spiel gegangen, den Gegner von der ersten Minute an unter Druck zu setzen und in einen siegbringenden Angriffswirbel zu starten, gab es an diesem Tag nur ein Ziel: den schwarzen König. Fenske ließ sich vom forschen Antreten der weißen Mannen (und - im Sinne der Gleichberechtigung - Maninnen) beeindrucken und beging möglicherweise schon im achten Zug einen folgenschweren Fehler. Er spielte h5 und schwächte damit das Feld g5 für die ganze Partie - was an diesem Tag allerdings ein äußerst überschaubarer Zeitraum war. Mit einem schönen Bauernopfer verstellte Werner dem Schwarzen weitere wichtige Felder, Fenske's Figurenopfer (für einen weiteren Bauern) war Ausdruck beginnender Resignation und konnte der Partie keine Wendung geben. Im 33. Zug - ein Springer Fenske's war gerade desertiert und auch der schwarze König hatte bereits einen tendenziell lustlosen Gesichtsausdruck - machte Fenske dem Spiel ein Ende und gab auf.
Müllauer Erwin (mit Weiß) beginnt sich im Kreise der 1900er so richtig wohl zu fühlen. In Runde 7 musste Hoyer Olaf (ELO 1902) zur Kenntnis nehmen, dass es nicht so einfach ist, das Uttendorfer Urgestein ins Schwanken zu bringen (zumindest nicht auf dem Schachbrett). Lehnte Hoyer die Remisgebote Erwins anfangs noch mit einem Unterton der Enttäuschung ab (Erwin hätte sich hier bereits ein, mit freudigem Lächeln umrahmtes "Aber gerne doch, Herr Müllauer - ich wollte es auch grade vorschlagen!" erwartet - und nicht nur ein profanes und undeutlich artikuliertes "Nein!"), so war es zum Ende der Partie Hoyer, der seinerseits Remis bot - Balsam auf die Wunden unseres sensiblen Recken.
Nach dem Wettkampf ging's dann mit schnellen, mit eilenden, mit stürmenden Schritten zum Gasthof Trautwein - schon die ganze Woche versprach ein riesiges Plakat "Freitag gibt's Kalbshaxen" (zu deutsch: Stelze). Ein Platz im Lokal war schnell gefunden. Als Erwin und Werner ihre Bestellung abgaben (Lois hatte sich bereits im Vorfeld entschieden, auf die Stelze zugunsten einer anderen Spezialität zu verzichten), stockte uns dann aber der Atem. Die selbst in dieser Situation durchaus freundlich operierende Bedienung antwortete "Kalbshaxe ist aus - das hätten sie reservieren müssen". Die Stimmung im Gastzimmer sank ins bodenlose, als Erwin und Werner mit eisiger Mine nach der Speisekarte griffen. Das musste wohl auch der Koch gespürt haben, denn ganz unvermittelt kam die Bedienung noch einmal an unseren Tisch und jubilierte "Der Koch sagt: Kalbshaxe geht doch noch!".
Zum Dreierschnapsen nur so viel: Wer so eine delikate Kalbshaxe essen darf, der pfeift auf's Glück beim Kartenspiel!
(Autor: Werner Lamberger)

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Werner zeigt wieder mal allen wie das Schweizer System funktioniert -von hinten sticht die Biene :-)

Gratsi allen und
forza ragazzi,
Manfredo

Anonym hat gesagt…

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Anonym hat gesagt…

Danke, danke, danke Werner für deine herrlichen Berichte - ich freu' mich jeden Tag auf den nächsten.

Gratulation an alle.

P.S. Vielleicht könnte das einen von euch interessieren: Die Sparkasse Mittersill bietet kleine Überbrückungsfinazierungen ohne Mitwisserschaft der Ehepartnerin an (die Diskretion findet in einem nur leicht über den üblichen Marktkonditonen gelegenen Zinssatz seinen Ausdruck).