Sonntag, 12. März 2017

Etüdenopfer

Im Nachhinein betrachtet, muss man feststellen, dass die Yokozunas am Samstag gegen die Mannschaft von Ach/Burghausen auf Grund der Kräfteverhältnisse an den einzelnen Brettern gewinnen hätten müssen. Aber es läuft nicht immer so, wie es sein soll.

Stellung vor Lxc4
Auf Brett 6 saß Manfred "Tuss" Theußl, ein verlässlicher Spieler mit 1976 Elo, international über 2000, der heuer bisher 3 Punkte aus 5 Partien erzielte und noch keine Niederlage erlitt.
Manfred geht in letzter Zeit mehr und mehr die Musik durch den Kopf: War er schon immer ein Jazzfan, allerdings nur passiv, engagiert er sich seit einigen Jahren aktiv als "Tubabläser" in der Bürgermusik Saalfelden. Nachdem er auch schon seit 14 Jahren Cello lernt, trat er jetzt zusätzlich als Cellist dem Zeller Streichorchester bei. Und so geistern manchmal Bass-Soli oder Cello-Etüden durch seinen Kopf, auch zu Zeiten, wo sie nicht so ganz passen. Das wird wohl auch in der letzten Partie gegen Waldemar Weber, Elo 1649, mehrmals so gewesen sein.
Eine total überlegene Stellung verdarb Manfred durch überhasteten Angriff - dann kam noch die links abgebildete Stellung:
Schwarz am Zug schlug den zweifach gedeckten Bauern c4!?!?? Die Idee war, dass nach dem weißen Lxc4 die schwarze Dame auf e5 nimmt und damit beide ungedeckte Türme angreift. Das hieße für Schwarz: zwei Bauern und Qualität gewonnen. Manfred, gerade bei einer grifftechnisch besonders fordernden Etüde, deckte den e5-Bauern flugs mit Te1, womit er den sicheren Sieg vergab und viele Züge später ins Remis einwilligen musste.
Nach Dxc4 und dem schwarzen Dxe6 hätte aber Weiß mit Dc3 (auch Tc3 wäre eine Möglichkeit gewesen) den Gewinn eines Läufers behauptet.

Und die Moral von der Geschicht'? Denk an d' Musi immer nicht!
(Dieser Post wurde mit ausdrücklicher Erlaubnis des "Opfers" verfasst.) 😄

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Verschenke an den ersten Anrufer 50 Schachbücher. Aus den tiefen Sümpfen der Traurigkeit, euer Manfredo